Thermographie – Mehr als nur bunte Bilder
Was ist Thermographie und wann ist sie sinnvoll?
Die Thermographie ist eine einfache, ohne großen Aufwand im heimischen Stall durchführbare Methode, um Temperatur-Unterschiede und somit Veränderungen im Pferdekörper feststellen zu können.
Für das Pferd ist diese Methode stressfrei und vollkommen ungefährlich und unschädlich, da die Kamera keinerlei Strahlen aussendet. Damit ist es z. B. auch völlig unproblematisch bei trächtigen Tieren, bei denen man unnötiges Röntgen/ Sedieren zu weiteren Untersuchungen vermeiden möchte, aber auch mit Physiotherapie sehr vorsichtig sein muss.
Eine Thermographie eignet sich gut zur Vorsorge...
... da Überbelastungen (z. B. der Beugesehnen, Fesselträger, ungleichmäßige Druckverhältnisse in den Hufen) bereits dargestellt werden können, solange diese noch nicht zu krankhaften Veränderungen geführt haben.
Dabei können nicht nur Wärmemuster dargestellt werden, sondern auch kältere Bereiche, die z.B. durch Störungen der nervalen Versorgung entstehen können. Aufkommende Probleme können so, rechzeitig entdeckt, gleich im Anfangsstadium gegebenenfalls weiter abgeklärt und behandelt werden.
Einen weiteren Anwendungsbereich stellen unklare Lahmheiten dar.
Im Gegensatz zu uns Menschen können Pferde uns leider nicht mitteilen, wo sie Schmerzen haben und zudem versuchen sie als Fluchttiere alles, um Schmerzen möglichst lange zu verbergen und trotzdem in Bewegung zu bleiben.
Das, was wir – Pferdebesitzer, Therapeuthen, Tierärzte und andere Fachleute – zunächst an Lahmheit oder Schonhaltung sehen, ist nicht immer das eigentliche Problem.
Führen Untersuchungen, bisherige Behandlungen, Röntgen und Ultraschall zu keinem Erfolg bzw. Ergebnis, kann die Thermographie weitere Ansatzpunkte liefern. Sie kann dabei keine Diagnose stellen, aber Hinweise geben, in welchen Bereichen weiter untersucht werden sollte, bevor das gesamte Pferd durchgeröntgt oder mit noch teureren Diagnoseverfahren wie Szintigraphie oder CT / MRT in der Klinik untersucht wird.
Ein Beispiel hierzu:
Das Pferd zeigte immer wieder eine leichte, intermittierende Lahmheit an der rechten Vordergliedmaße. Sämtliche Untersuchungen wie Ultraschall und Röntgen dieser Gliedmaße blieben ohne Befund.
In der Themographie stellte sich heraus, dass in dem betroffenem Bein nicht etwa eine Wärmeentwicklung vorhanden war, sondern das Bein stattdessen kalt war und nicht richtig versorgt wurde. Dafür war im Bereich der unteren Halswirbelsäule ein deutlicher Wärmeherd zu sehen.
Daufhin wurde die Halswirbelsäule geröntgt, was massive Befunde ergab.
Anwendungsbereiche:
- Vorsorge, z. B. durch jährliche Kontrolle
- Lahmheitsdiagnostik bei akuten Beschwerden oder bereits länger andauernden, bisher unklaren Lahmheiten
- Unklare Beschwerden (Schonhaltungen, Überempfindlichkeit, Verhaltensauffälligkeiten, Taktunreinheiten, reiterliche Probleme)
- Therapiekontrolle / Heilungsverlauf beobachten, um eine zu frühe Belastung nach Verletzungen oder Operationen zu vermeiden
- Bestätigung / Kontrolle physiotherapeutischer Befunde und Behandlungen (auch Muskelverspannungen zeigen sich in der Thermographie)
- Trainingsoptimierung durch Aufzeigen von Überbelastungen/ ungleichmäßiger Belastung (für Sport- / Turnierpferde, aber auch für Freizeitpferde sinnvoll)
- Vorbeugende Kontrolle vor dem Anreiten von Jungpferden oder Wiederantrainieren nach Pause, Trächtigkeit oder Ähnlichem.
- Ergänzung zur Ankaufsuntersuchung (beginnende Probleme oder nicht richtig ausgeheilte Entzündungen aufzeigen)
Vorarbeit des Besitzers und Voraussetzungen für eine Thermographie:
Mähne eingeflochten, sodass
sie möglichst wenig Hals bedeckt
- Ein geeigneter Untersuchungsort ist windgeschützt, trocken und ohne direkte Sonneneinstrahlung (z. B. ruhige Stallgasse, größere Box, Reithalle)
- Vor der Untersuchung sollte das Pferd nicht geritten oder anderweitig bewegt werden und ca. zwei Stunden im Stall stehen, da Sonne, Wind, Regen oder auch Bewegung die Ergebnisse verfälschen.
- Davor sollte es ohne Verwendungen von Sprays oder Ähnlichem geputzt und Mähne und Schweif eingeflochten werden, so dass sie möglichst wenig Fläche bedecken, sowie Decken, Hufschuhe, Hufglocken, Gamaschen etc. entfernt werden. Auch die Hufe sollten ausgekratzt, aber nicht gefettet werden.
Bitte beachten:
Die Hufe/ Beine sollten dabei NICHT abgewaschen werden, sondern nur trocken so gut wie möglich sauber gemacht werden. - Anschließend sollte das Pferd bis zur Untersuchung möglichst nicht mehr angefasst werden.
Schweif eingeflochten
Ablauf der Thermographie:
- Vor einer Thermographie erfolgt eine kurze Anamnese des Pferdes (Name, Alter, Rasse, Krankheitsverlauf usw.).
- Anschließend wird an einem passendem Ort die Thermoraphie durchgeführt. Dazu werden bei einer Standarduntersuchung des kompletten Pferdes ca. 45 bis 60 Aufnahmen erstellt.
- Eine Auswertung direkt vor Ort ist in der Regel nicht möglich, da die Aufnahmen mit einer Software am Computer aufwändig nachbearbeitet und analysiert werden müssen. Innerhalb weniger Tage wird der Befund mit den auffälligen Bildern und Bericht an den Besitzer und / oder bei Bedarf an den behandelnden Tierarzt geschickt.